Jonas Gräbnitz hat sich im Sommer 2018 auf den Weg gemacht und die VIA ROMEA von Stade bis nach Augsburg erkundet. Auf seiner Pilgerwanderung hat er so einige Dinge erlebt. Ein paar Bilder könnt Ihr in seiner zusammengestellten Präsentation sehen.

auf dem Harzer Klosterwanderweg und der VIA ROMEA

10. Juni 2018, 09.00 Uhr: An vier Orten starten die Pilger, um sich in der Mitte, im Bürgerpark Wernigerode, gegen Mittag zu treffen. Sie starten am Kloster Michaelstein, in Ilsenburg, in Elbingerode und in Osterwieck. Von Norden führen Bettina Bach und Dr. Thomas Dahms die Pilgergruppe auf der VIA ROMEA von Osterwieck über Berßel und Wasserleben nach Veckenstedt. In Wasserleben macht die Gruppe Station unter einer wunderschönen wie alten Linde und nimmt das zweite Frühstück ein. Anschließend erhalten sie unerwartet eine Kirchenführung durch die Küsterin Frau Kleuke. Wasserleben ist ein Ankerpunkt der VIA ROMEA, gibt es doch hier das von Familie Siebeck geführte „Minnekenhus“, wo auch die Pilgerstempel für die Pilgerorte entlang der VIA ROMEA hergestellt werden. Das Motto der VIA ROMEA ist „Weg der Begegnungen“; dieses Motto wird in Wasserleben gelebt, so konnte es die bunt zusammengewürfelte Pilgergruppe erleben. Danke, Frau Kleuke.

Die Osterwiecker Pilgergruppe umfasst 20 Mitpilger von 12 Jahren bis Anfang 70. Nur zwei von ihnen waren schon mal „pilgern“. Alle anderen gehen „schnupperpilgern“. So ist es für die meisten ein doppeltes Kennenlernen: der Pilgerstrecke wie des Pilgerns überhaupt. Ab Veckenstedt fahren Bettina Bach und Thomas Dahms die Mitpilger mit ihren Autos nach Wernigerode, da sonst die Strecke im Vergleich zu den anderen drei Strecken zu lang werden würde.

Von Elbingerode führen Jens Friedrich und Peggy Dinter ihre nicht weniger nette Gemeinschaft von zehn Personen auf der VIA ROMEA hinunter nach Wernigerode. Das Wort „Pilger“ bedeutet soviel wie „Fremder“ oder „unter Fremden“. Als Fremde mögen wir gestartet sein, aber schon ein wenig Zeit hilft, das aus Fremden „einander weniger Fremde“ werden. Der tiefe Wald des Harzes schenkt einem viel Zeit zum Gespräch untereinander.

Vom Kloster Michaelstein führt Simon Sosnitza eine vertraute Schar auf dem Harzer Klosterwanderweg am Harzrand entlang, über den Ziegenberg bei Heimburg, durch Benzingerode, unterhalb des Schlosses Wernigerode vorbei zum Bürgerpark.

Claudia und Axel Lundbeck begleiten eine weitere Gruppe auf dem Klosterwanderweg von Ilsenburg nach Wernigerode; die Gruppe besteht aus ihnen bekannten und ihnen nicht bekannten Mitpilgern. Lundbecks sind evangelische Geistliche im Ruhestand, aber was heißt das schon, wenn man den Pastorenberuf als Auftrag fürs Leben versteht. Bei der gemeinsamen großen Abschlussrunde im Wernigeröder Bürgerpark spürt man ihren geistlichen Beistand: Sie verteilen einen Liederzettel, erzählen eine anrührende Geschichte, sie spenden allen den Segen. Wir stehen im Pilgerkreis, singen, halten die linke Hand auf der Schulter der Person vor einem und die rechte Hand offen und bereit für den Segen. Ja, es lag ein Segen auf dieser ersten offenen Pilgersternwanderung. Beglückt verabschieden sich alle voneinander, bereit wieder in eines jeden Alltag zurückzukehren. Mit einem Lächeln.

Vom Himmelfahrtstag bis zum Pfingstwochenende machten sich einige Pilger auf,  die VIA ROMEA zwischen Augsburg und Mittenwald zu erkunden. Nach einer wunderbaren Pilgerwanderung durch die Landschaft erreichten alle 10 Pilger Scharnitz, den ersten Ort in Österreich. Sie erreichen die Porta Claudia (auf dem Foto, am Berg erkennbar).

Mal war das Wetter gut, mal weniger gut, aber immer begleitete uns die Unterstützung freundlicher und liebevoller Menschen, bei denen sich die Gruppe mit diesem Foto bedanken will: bei Michael Spitzer (Augsburg), Doris Sperber-Hartmann und Ernst Sperber, Ingrid Brixel (Könogsbrunn). Bei Ulrike Steger für Ihre wahnsinns bayrische Brotzeit. Bei Günter Först und Thomas Filser (Iglingen), bei Ursula Diesch und Karl Kühmoser aus Schongau. Bei Markus Bader (Rottenbuch), Giesela und Georg Kieweg (Bad Bayersoien). Bei Schirin Höpfner (Unterammergau). Bei Henny Schübel für die Führung durch die Landesausstellung „Mythos Bayern“ und die Ortsführung durch Garmisch. Nicht zuletzt bei Toni Weinberger (Garmisch-Partenkirchen) und Helmut Hornsteiner (Mittenwald). Auch freuten sich die Pilger über den Besuch von Gertrud und Rainer Friedrich aus Ochsenfurt, die Sie auf der letzten Etappe nach Scharnitz begleiteten.

Meine Name ist Julia (auf dem Foto die 4. von links), ich bin 16 Jahre alt und gehe seit 4 Jahren jedes Jahr auf der VIA ROMEA pilgern.

Wenn ich das Leuten aus meinem Alter erzähle, fragen die meisten, was man dabei eigentlich wirklich macht. Darauf antworte ich meistens, dass wir als Gruppe von Ort zu Ort gehen und in Gemeindehäusern oder Ähnlichem übernachten. Doch es ist eigentlich viel mehr.

Pilgern erfuhr ich als ein Zusammensein in einer Gruppe. Eine Gruppe von Menschen, welche so unterschiedlich sind, welche vielleicht auch im Alltag sich nicht so kennengelernt hätten, welche aus ganz Deutschland oder auch aus anderen Ländern kommen. Es ist ein Rücksichtnehmen auf andere, um eine gute Zeit als Gemeinschaft zu haben. Eine unvergessliche Zeit voller schöner, lustiger und manchmal auch trauriger Momente. Es ist das Ankommen nach einem anstrengendem Tag und dann das spätere gemeinschaftliche Essen. Es ist der erste Tag, an dem man in fremde Gesichter mit einem Lachen schaut und der letzte Tag, an dem man in bekannte Gesichter mit einem Lachen und mit Tränen in den Augen schaut.

Pilgern ist auch das Kennenlernen von neuen Menschen, neuen Orte und einer neuen, nicht alltäglichen Situation. Man läuft durch Deutschland und entdeckt dabei so viel Neues. Man lernt das Land – finde ich – auf eine ganz andere, intensivere Art kennen. Man lernt neue schöne Orte kennen und lernt, was unser Land wirklich ausmacht. So viele tolle freundliche und offene Menschen, welche einen in neuen Orten begrüßen und aufnehmen.

Einmal waren wir gerade unterwegs auf einem Landweg, die Sonne knallte und es war wirklich heiß. Da überholte uns plötzlich ein Auto und blieb dann paar Meter weiter stehen. Eine Frau stieg aus und bot uns kaltes Wasser an. Wir setzten uns in den Schatten und waren dankbar für die Abkühlung. Sie erzählte uns dann, dass ihre Tochter uns gesehen hatte und ihr dies erzählte. Daraufhin war sie dann direkt losgefahren, um uns eine Freude zu machen. Das war eine Situation vor einigen Jahren, die mir wirklich stark in Erinnerung geblieben ist. Es ist auch ein Kennenlernen anderer Typen von Menschen. Ein Lernen fürs Leben mit allen umgehen zu können und so zu akzeptieren, wie sie sind. Man kann wirklich von jedem Individuum etwas lernen und mit jedem interessante Gespräche führen.

Pilgern ist ein Kennenlernen von sich selbst. Man selbst hat mal genug Zeit und Ruhe, über alles in seinem Leben nachzudenken. Zu erkennen, wie gut es einem eigentlich geht aber auch mal eine Woche mit weniger zu leben als sonst. Man lernt, wieder alles intensiver wahrzunehmen und nicht – wie in der Hektik des Alltags – sein Umfeld zu vergessen, auch dass Grenzen, die man dachte zu haben, nur im Kopf sind und man mit der richtigen Einstellung eigentlich alles schaffen kann.

Jedes Jahr aufs Neue entstanden für mich neue, tolle und unvergessliche Erinnerungen. Ich bin wirklich unendlich dankbar, diese Möglichkeit gehabt zu haben/haben zu dürfen. Etwas, was die VIA ROMEA meiner Meinung auch vielen lehrt und wieder ins Gedächtnis ruft, ist, dass man gar nicht immer in andere Länder fahren muss, um so etwas zu erleben. Es ist quasi direkt vor unserer Haustür eine Möglichkeit. Meiner Meinung nach sollten viel mehr Menschen diese Möglichkeit ergreifen und vielleicht auch mal auf eigene Faust vom Alltag Abstand nehmen.

Am Ende finde ich auch, dass es für Jugendliche beim Laufen keinen großen Unterschied, als wenn man erwachsen ist. So tiefgründig es sich anhört, aber am Ende gehen wir alle als Menschen.

Julia D.

 

 

Ein Bericht von Thomas Dahms (Streckenbeauftragter VIA ROMEA)

P i l g e r f e s t i v a l und P i l g e r m e s s e in Hamburg, St. Jakobi, 23. und 24. Februar 2018: Wir feiern „10 Jahre“ Pilgerzentrum Hamburg mit dem Pilgerpastor Bernd Lohse und all den Ehrenamtlichen, die die Kirche in ihrem Dienst am Pilgern unterstützen. Man spürt seeeehr viel Herzblut – nicht zuletzt im fantastischen Pilgerfestival-Buffett. Wir kommen miteinander ins Gespräch, Viele kennen sich, manche schon lange. Freunde treffen sich. Pilgerverrückte und Pilgersüchtige. Hamburg fühlt sich verbunden. Ein Richtungszeiger verweist auf bekannte und befreundete Pilgerziele. In Hamburg knüpfen sich Pilgererfahrungen zu einem strapazierfähigen Gewebe.

Als Pilger, Pilgerfreund und Streckenbeauftragter der VIA ROMEA (Deutschland) war ich zum ersten Male dabei und bedanke mich auf diesem Weg bei Pastor Bernd Lohse für die schelle Hilfe, eine Pilgerunterkunft finden zu können. Ich danke Frau Exner und Frau Doose, Frauke und Klaus für die überaus freundliche Betreuung und Begleitung – auch beim Vortrag am Sonnabend um 13.00 Uhr.

Ich freue mich, Tina aus Stade wiedergesehen zu haben, ja sie hat sich sogar an den Stand gestellt, damit ich mal weg konnte: Jakobsweg-Schwester und VIA ROMEA-Bruder helfen einander: toll! Sigrid aus Stade kommt hinzu: Sie stärkt die VIA ROMEA am Startpunkt.

Frau Leimke-Kuhlmann vom Landkreis Celle schaut vorbei, Gründungsmitglied des deutschen VIA ROMEA-Vereins und Vertreterin des Jakobus-Weges von Hamburg nach Celle.
Ich durfte Christoph Bölter und Peter von Sassen treffen und Hinweise austauschen. Ich durfte Martin Gottschweski und Anton Wintersteller kennen lernen – Danke!
Lou Flessner, du verrückter Vogel aus den USA: Zwei, die dich auf deinem Weg durch Deutschland begleiteten, durften sich hier kennen lernen (winke winke). Und so geht es weiter in einer Tour.
Dazwischen die Fragen nach dem Weg: Woher kommt denn der Romweg plötzlich? Nein, lieber Fragensteller, so plötzlich kommt der gar nicht daher: Er entstand in dem Moment, als der Apostel Petrus nach Rom umkehrte, um dort seiner Bestimmung entgegen zu gehen. Die Pilger besuchten sein Grab vom Tage seiner Beerdigung an.
Ich danke den Leuten vom Martini-Pilgerweg nebenan für die gute Stand-Nachbarschaft!

Ja, es war so: voll des Dankes baute ich nach vier Stunden den Stand wieder ab, holte mein Auto etwas weiter entfernt aus der gebührenfreien Parkzone heran und fand noch Bernd Lohse, um mich bei ihm zu verabschieden. Wir beide fanden es schön, dass der Kontakt entstand und dass es ein nächstes Mal in St. Jakobi auf der Pilgermesse geben soll. Safe the date: 23. Februar 2019.